12. Oktober 2010 -
Mein Name ist Markus Curtmann. Ich züchte seit 28 Jahren Thüringer Mäusertauben.
Waren es anfangs die Farbenschläge in Gelb und Rot, so wurden bereits in 1985 erste schwarze gezüchtet.
Und bei diesem Farbenschlag blieb es dann auch. Die Mäusertauben sind eine Herausforderung.
Doch daran liegt der Reiz.
Es ist kaum möglich, ein "gutes" Tier zu erwerben; sei es zur Blutauffrischung oder um ein Rassemerkmal zu verbessern.
Dies führt zwangsläufig dazu, eine Zucht mit ausreichend Paaren zu betreiben,
um zum einen eine gesunde Basis aufzubauen; zum anderen, um etwas schneller dem Zuchtziel näher zu kommen.
Das ideale Tier ist natürlich von der Musterbeschreibung vorgegeben.
Mein Ziel war und ist es, einen einheitlichen Typ zu schaffen.
Da es so wenige Mitstreiter gibt, dauert dies natürlich entsprechend lange.
Ein einzelner Züchter kann nicht mehrere Baustellen an einem Tier gleichzeitig bewältigen.
So muss Stück für Stück am Gesamtbild gearbeitet werden.
Um ein Merkmal zu verankern, bedarf es meist auch Rückschritten in anderen Zielen hin zu nehmen.
Es ist nun mal kein Puzzle, wo man Stück für Stück dem Ziel näher kommt
und nichts von dem bereits geschaffenen dabei zu Schaden kommt.
Nein, ein jeder Züchter weiß das.
Viele geben dann schnell auf, wenn Sie durch Festigung oder Einfügung eines Merkmals,
sich auf einmal ein oder zwei ach so schöne Attribute seiner Zucht verlieren.
Doch wenn man es richtig anstellt, sind diese Attribute natürlich nicht verschwunden.
Sie kommen wieder und mit dem neu hinzugefügten Merkmal ist man wieder einem Stück seines Zieles näher.
Doch wenn es um Vererbung geht, ist Zuchtfreund Norbert Giesecke der richtige Ansprechpartner.
Seit ein paar Jahren züchte ich auch Thüringer Schwalben mit Hauben in schwarz.
Hier zeigt sich, dass diese Rasse eine größere Verbreitung genießt.
Das Gesamtbild der Tiere ist einfach einheitlicher.
Es muss nur noch gefeilt werden, was natürlich auch seine Schwierigkeiten hat.
Auch Süddeutsche Blassen beherbergen die Ställe.
Dienten sie in den ersten Jahrzehnten ausschließlich der Verbesserung der Mäuser,
werden diese seit ein paar Jahren als selbständiges Zuchtgut gepflegt.
Denn auch bei den schwarzen Blassen ist der Züchterkreis sehr überschaubar geworden.
Und wie komme ich nun zu diesem Vortrag.
Ich war auch einer der vielen Unwissenden, die Ihre Tiere mit Medikamenten gesund gehalten haben.
Oft war es einem nicht einmal bewusst,
dass es ein Medikament war, das man seinen Tauben in regelmäßigen Abständen verabreichte.
KG-Dosen Antibiotika mit ach so vielen Vitaminen. Das roch wie ein Pulver, zur Herstellung einer Limonade.
Über die Auswirkungen machte man sich keine Gedanken. Wie auch.
Wenn man nicht einmal weiß, was man da gibt, wie es wirkt, was es im Organismus bewirkt,
wie soll man da ein schlechtes Gewissen bekommen. Gut, das ist lange her, zu mindestens bei mir.
Man fing an, sich Gedanken zu machen – kritisch zu werden.
Man hinterfragte nun Selbstverständlichkeiten – man nahm nicht einfach alles hin.
Man kennt dies ja auch aus der Humanmedizin.
Die Medikamente sind ein Segen, wenn Sie sinnvoll angewendet werden –
ein Missbrauch dieser führt zwangsläufig in eine Sackgasse.
Der Weg aus diesem Teufelskreis war hart – doch ich blieb konsequent.
Top-Tiere verabschiedeten sich aus der Zucht – es gab Rückschritte. Doch die Freude an gesunden Tauben wuchs.
Man fühlte sich wieder sich wieder wohl in seiner Haut –
hat man doch gegenüber der Kreatur eine gewisse Verantwortung.
Doch einfach die Medikamentengabe einstellen
und alles beim alten belassen wäre zu leicht und führt meist zur Rückkehr der alten Gewohnheiten.
So kam ich über Jahre der Recherche zu diesem Wissensstand, was die optimale Versorgung unserer Tauben angeht.
Das ist natürlich mein Weg und wie heißt es so schön: Viele Wege führen nach Rom.
So ist es hier auch. Ein jeder soll seinen Weg finden – und ich möchte nur behilflich sein.
Und wenn ich nur einen Züchter zum Umdenken bewege, hat es sich schon gelohnt.
Für mich hat es sich alle mal schon gelohnt. Ich höre gerne auf Erfahrungen von anderen Menschen.
Unser Leben ist zu kurz, um alles selbst beweisen zu wollen. Ich muss z. B. die Bierhefe nicht neu erfinden.
Ein jeder weiß, wie gut diese ist – nur anwenden muss man sie auch, damit unsere Tiere etwas davon haben.
Öle sind gut, da stimmt mir jeder zu. Aber bitte auch "gute", wenn möglich kalt gepresste Öle.
Dann lieber weniger geben. Qualität kommt vor Quantität. Die Kosten bleiben dadurch nahezu die gleichen.
Beim geliebten Auto ist das beste öl doch auch gerade gut genug.
Ich möchte niemanden anprangern, sondern zum Nachdenken bewegen.
Ich wünsche uns allen weiterhin Freude mit unseren Tauben.
Freundlichst grüßt
Markus Curtmann